Franz Schubert - Kosegarten cycle


7. Die Sterne, D.313

Wilhelm:

Wie wohl ist mir im Dunkeln !
Wie weht die laue Nacht !
Die Sterne Gottes funkeln
In feierlicher Pracht !
Komm' Ida, komm' ins Freie,
Und lass in jene Bläue
Und lass zu jenen Höhn
Uns staunend aufwärts sehn.

Sieh, wie die Leier schimmert!
Sieh, wie der Adler glüht!
Sieh, wie die Krone flimmert,
Und Gemma Funken sprüht!
Die hellen Wächter winken,
Die goldnen Wagen blinken,
Und stolz durchschwimmt der Schwan
Den blauen Ocean.

O Ida, wenn die Schwermuth
Dein sanftes Auge hüllt,
Wenn dir die Welt mit Wermuth
Den Lebensbecher füllt:
So geh' hinaus im Dunkeln,
Und sieh die Sterne funkeln,
Und leiser wird dein Schmerz,
Und freier schlägt dein Herz

O Ida, wenn die Strenge
Des Schicksals einst uns trennt,
Und wenn das Weltgedränge
Nicht Blick noch Kuss uns gönnt:
So schau' hinauf ins Freie,
In jene weite Bläue!
In jene lichten Höhn,
Dort, dort ist Wiedersehn !

Und wenn ich eint, o Theure,
Von allem Kampf und Krieg
Im stillen Grabe fei're,
So schau' empor und sprich:
"In jenen hohen Fernen,
Auf jenen goldnen Sternen,
Dort, wo's am hellsten blitzt,
Wallt mein Verlorner itzt!"

O Sterne Gottes, Zeugen
Und Boten bess'rer Welt,
Ihr heisst den Aufruhr schweigen,
Der unsern Busen schwellt.
Ich seh' hinauf, ihr Hehren,
Zu euren lichten Sphären,
Und Ahndung bess'rer Lust
Stillt die empörte Brust.


Updated: 17 December 1999 Kosegarten